Wikinger Beerdigung – Ablauf und Traditionen

Die Wikinger, die zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert in Skandinavien lebten, hinterließen ein faszinierendes Erbe, das nicht nur durch ihre kriegerischen Taten und Entdeckungsreisen geprägt wurde, sondern auch durch ihre kulturellen und religiösen Praktiken, insbesondere im Bereich der Bestattungen. Eine Wikinger-Beerdigung war ein tief religiöser und symbolischer Akt, der verschiedene Rituale und Traditionen beinhaltete, die den Übergang in das Jenseits begleiteten.


1. Die Bedeutung der Beerdigung

Für die Wikinger war der Tod kein endgültiger Abschied, sondern ein Übergang in das Jenseits. Ihre Vorstellungen vom Leben nach dem Tod waren stark von der nordischen Mythologie geprägt, in der es verschiedene Welten wie Valhalla, die Halle der gefallenen Krieger, oder Helheim, das Reich der Toten, gab. Diese Welten waren eng mit den Ehren und dem Kampf der Verstorbenen verbunden. Die Beerdigung war deshalb ein wichtiger Moment, der dem Verstorbenen helfen sollte, seinen Weg ins Jenseits zu finden.


2. Der Ablauf einer typischen Wikinger-Beerdigung

Der Ablauf einer Wikinger-Beerdigung konnte variieren, abhängig von der sozialen Stellung des Verstorbenen, aber es gab einige grundlegende Elemente, die häufig zu finden waren.

a) Vorbereitung des Körpers

  • Reinigung und Ankleiden: Der Körper des Verstorbenen wurde gewaschen und in edle Kleider oder spezielle Schutzkleidung gekleidet. Krieger erhielten oft ihre Waffen und Rüstung, um sich im Jenseits zu verteidigen.
  • Waffen und Gegenstände: Je nach Status wurden dem Verstorbenen verschiedene Schätze, Werkzeuge und persönliche Gegenstände mitgegeben, die ihm im Leben nach dem Tod nützlich sein sollten. Dies könnten Schmuck, Waffen, Schiffsmodelle oder andere wertvolle Objekte sein.

b) Der Sarg oder das Schiffsgrab

  • Sarg oder Scheiterhaufen: Der Verstorbene wurde entweder in einem Sarg oder auf einem Scheiterhaufen beerdigt. Für besonders ehrenvolle Krieger gab es oft auch Schiffsbestattungen, bei denen der Verstorbene auf ein Schiffswrack oder in ein speziell errichtetes Schiffsgrab gelegt wurde. Das Schiff symbolisierte den Übergang in das Jenseits und den Weg zu den Weltenschlachten.
  • Das Schiffsgrab: Besonders bekannt sind die Wikinger-Schiffsgräber, bei denen der Tote zusammen mit seinen Besitztümern und manchmal auch mit Opfergaben auf einem echten oder symbolischen Schiff in den Boden gesetzt wurde. Dies war ein hoher Ehrenakt und eine Form der Bestattung der Elite.

c) Die Trauerfeier und Rituale

  • Opfergaben: Um den Göttern oder den Ahnen Respekt zu erweisen, wurden oftmals Opfergaben wie Speisen, Getränke oder auch Tiere (meist Pferde oder Hunde) dem Verstorbenen mitgegeben. Es wurde geglaubt, dass der Tote durch diese Gaben in der Unterwelt Unterstützung erhielt.
  • Trauerzeremonien: Bei der Beerdigung gab es Rituale, die oft von einem Hövding (häufig der örtliche Anführer) oder einem Priester der nordischen Götter durchgeführt wurden. Man sang Lieder, trug Geschichten vor und sprach Gebete zu den Göttern wie Odin, Thor und Freyja, um die Seele des Verstorbenen zu schützen und ihn auf seinem Weg ins Jenseits zu begleiten.

d) Das Feuer und das Schiff

Eine der bekanntesten Traditionen ist die Feuerbestattung, bei der der Körper des Verstorbenen auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurde, um das Feuer als Übergang zu nutzen. Bei hochrangigen Persönlichkeiten oder Kriegern konnte es auch vorkommen, dass das Schiff samt Leiche verbrannt wurde. In manchen Fällen wurde das Schiff anschließend auf dem Wasser „abgeflammt“, wobei das Feuer das Überfahren der Grenzen zwischen den Welten symbolisierte.


3. Das Leben nach dem Tod – Valhalla oder Helheim?

Die Wikinger glaubten an ein Leben nach dem Tod, das stark mit ihren mythologischen Vorstellungen verknüpft war. Für Krieger gab es die Möglichkeit, nach dem Tod in Valhalla zu gelangen, wenn sie im Kampf gefallen waren. Hier würden sie den Göttern dienen, bis sie im Ragnarök, der letzten Schlacht der Götter, kämpfen würden. Für weniger ehrenhafte oder unkriegerische Menschen gab es die Möglichkeit, in Helheim, dem Reich von Hel, der Göttin der Toten, weiterzuleben.


4. Der Einfluss der Wikinger-Beerdigung auf die Kultur

Die Bestattungsrituale der Wikinger hatten einen tiefgreifenden Einfluss auf die nordischen Kulturen und die Art und Weise, wie Tod und Ehrung wahrgenommen wurden. Noch heute finden sich in der nordischen Mythologie und in der Darstellung von Wikingern oft Hinweise auf diese Traditionen. Die Vorstellung vom Ehren-Tod und dem Zugang zu Valhalla ist bis heute ein bedeutender Bestandteil der kulturellen Erinnerung an diese Zeit.


Fazit:

Die Wikinger-Beerdigung war ein rituelles und symbolisches Ereignis, das den Übergang des Verstorbenen ins Jenseits begleitete. Sie spiegelte die göttlichen Glaubensvorstellungen, den Ehrenkodex und den Wunsch nach einem ehrenvollen Tod wider. Ob durch Feuerbestattungen, Schiffsgräber oder Opfergaben – die Wikinger zelebrierten den Tod als Übergang und ehrten ihre Verstorbenen mit beeindruckenden Ritualen. Diese Bestattungen sind nicht nur ein faszinierender Teil der nordischen Geschichte, sondern auch ein bedeutendes Zeugnis für die kulturellen Werte und spirituellen Überzeugungen der Wikinger.